Menü Schließen

Wollwindelpflege

Wollwindelpflege

Wolle ist eine echte Superfaser: Wolle ist wasserabweisend aber lässt Feuchtigkeit in Dampfform hindurch. Sie ist temperaturausgleichend, selbstreinigend, antistatisch und kann bis zu 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen. Cool oder? So viele praktische Eigenschaften für die Verwendung als Nässeschutz in Form einer Windelüberhose. Obwohl die Wolle so viele tolle Eigenschaften besitzt, haben immer noch sehr viele Stoffwickler*innen Respekt vor der Wollwindelpflege. Das muss aber nicht sein, denn wenn man einmal weiss worauf man achten muss, ist es ganz einfach eine Wollwindel zu pflegen und zu reinigen. 

Wichtigste Zutat: Lanolin

Ganz wichtig bei der Wollwindelpflege ist das Lanolin. Das Lanolin, auch Wollwachs genannt, umgibt die Wollfasern und ist nicht nur zusätzlicher Schutz, der Schmutzpartikel abhält sondern auch ein Reinigungsmittel. Lanolin reagiert mit dem Ammoniak aus dem Urin und verseift zu einer Lauge, die eine reinigende Wirkung hat. Der Lanolingehalt baut sich während diesem natürlich Reinigungsprozesses ab, die Wollfaser benötigt also irgendwann Lanolin-Nachschub. Diesen Nachschub kann man durch eine eine Wäsche mit einer lanolinhaltigen Seife wieder auf die Faser aufbringen oder mit einem Fettbad. Die Seifenrückfettung funktioniert jedoch nur bei Wollwindeln, die bereits eine Grundfettung hinter sich haben.

Wann muss ich eine Wollwindel nur waschen und wann richtig fetten?

Ist die Wollüberhose nur nass geworden, so hängt man sie, anstatt sie direkt zu waschen nur zum Trocknen auf. Aufgrund der selbstreinigenden Eigenschaften reicht es, wenn Wolle gewaschen wird, wenn sie entweder müffelt, schmutzig ist oder regulär alle 2-6 Wochen. Wolle wäscht man am besten mit einem milden Wollwaschmittel, entweder im Kaltwaschgang oder Wollwaschgang der Waschmaschine ohne Schleudergang (Schonwaschgang) oder von Hand, siehe Seifentrückfettung. Wichtig ist, dass Wolle niemals schockartigen Temperaturunterschieden ausgesetzt wird, da sie sonst einlaufen kann. Wer von Hand wäscht, sollte zudem beachten die Wolle nicht zu scheuern oder auszuwringen wie ein Handtuch, dies lässt die Wolle stark verfilzen.

Wann der Lanolingehalt der Wolle komplett verbraucht ist, merkt man spätestens dann, wenn die Wollüberhose nach Urin riecht und einzelne Wasserperlen nicht mehr abperlen, sondern direkt in die Faser eindringen (= Wasserperlentest). Das ist meist alle 4-6 Wochen der Fall, je nach Nutzungsintensivität, dann muss neu gefettet werden. Es gilt beim Fetten jedoch ein bisschen Vorsicht, Wolle kann auch überfettet werden. In diesem Fall ist die Wollfaser getränkt mit Lanolin und kann keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen, was sie durchlässig macht. Dass eine Wollüberhose nach dem Einfetten jedoch ein kleines bisschen fettig ist, ist jedoch normal und gibt sich nach ein paar Mal tragen.

Übrigens: Da Wolle ja auch einen gewissen Teil an Feuchtigkeit aufnimmt fühlt sie sich nie zu 100% trocken an, wenn die Saugeinlage nass ist. Ein leicht klammes Gefühl ist total normal und heisst nicht, dass die Wollwindel undicht ist. Erst wenn die Wollwindel wirklich nass ist und Nässe durchlässt ist sie undicht (hier hilft auch wieder der Wasserperlentest)

Wolle fetten (Grundfettung)

Das brauchst du für 1 Wollwindel : 1 Schüssel, 1 Tasse, 1 Teelöffel, ½ TL (ca. 1g) Wollfett = Lanolin, 1 Spritzer Spülmittel / 1 TL Seifenflocken, 1,5 L heisses Wasser

1. Lanolinemulsion herstellen
Die Tasse zur Hälfte mit kochendem Wasser füllen. Das Wollfett zusammen mit dem Spülmittel/Seifenflocken in die Tasse geben und so lange verrühren, bis sich das Wollfett komplett aufgelöst hat.
Die milchig weisse Wollfettmischung aus der Tasse in die grosse Schüssel mit ebenfalls heissem Wasser füllen.

      

2. Wollwindel baden
Die Wollwindel ins heisse Wasser tauchen (TIPP: mit der Innenseite voraus) und mit dem Löffel alle Teile der Windel vorsichtig unter Wasser tauchen und evtl. mit einem Teller beschweren, damit alle Teile unter Wasser bleiben. Achtung: die Windel nicht bewegen, rühren oder ähnliches, sonst kann sie schrumpfen oder verfilzen und ist nicht mehr zu gebrauchen. Mindestens so lange stehen lassen, bis das Wasser komplett abgekühlt ist, über Nacht z.B.

3. Wollwindel trocknen
Die Windel aus dem Wasser nehmen, abtropfen lassen, leicht ausdrücken (nicht auswringen!) und in ein Handtuch einrollen, um sie weiter auszudrücken, du kannst sie auch auf ein handtuch legen, ein weiteres obendrauf und mit den Füssen darauf herumtrampeln. Das baut Stress ab und drückt die Restfeuchte aus der Windel. Dann liegend ohne Hitzeeinflüsse wie Heizung oder Sonne trocknen lassen.

Seifenrückfettung = Wolle waschen und fetten in einem Schritt

Der wohl grösste Vorteil bei der Wollwindelpflege via Handwäsche ist, dass du mit einer lanolinhaltigen, rückfettenden Seife in einem Schritt waschen und fetten kannst. Natürlich gelangt hierbei nicht ganz so viel Lanolin an die Wollfaser, wie bei einer Grundfettung (siehe oben), aber die Seifenrückfettung gestattet es, dass du deine Wollwindeln nur alle 6- 8 Wochen komplett neu nachfetten musst.

Und so funktioniert die Seifenrückfettung:

Lege die Seife in das Gefäss in dem du deine Wollwindeln waschen möchtest. Lass lauwarmes Wasser über die Seife laufen, du wirst sehen, dass die Seife beginnt sich aufzulösen bzw. Seife ins Wasser übergeht, es entsteht eine milchige Lösung. Je weisser die Lösung ist, desto höher ist der Seifengehalt und damit auch der Lanolingehalt. Dann gibst du deine Wollwindel ins Seifenwasser und wäschst sie aus. Grobe Flecken kannst auch direkt mit der Seife behandeln. Nach dem Waschen spülst du die Windel unter fliessendem lauwarmem Wasser kurz aus und trocknest sie anschliessend wie oben beschrieben.

Eine passende Lanolinseife findest du im Shop und falls du erst noch ins Wickeln mit Wollwindeln einsteigst, findest du hier tolle Wollwindelüberhosen.

Wollwäsche mit DIY Flüssigwaschmittel

Du möchtest deine Wollwindeln lieber in der Waschmaschine waschen? Mit einem flüssigen Waschmittel? Und am liebsten noch genau wissen was drin ist? Mit dem DIY Wollwaschmittel aka Seifenflockenemulsion kannst du deine Wollwindeln easypeasy von Hand oder in der Maschine waschen. Das Rezept für die Seifenflockenemulsion kannst du hier kostenfrei als PDF downloaden. Für die Verwendung in der Waschmaschine fügst du zu jedem Wollwaschgang 75 ml der Seifneflockenemulsion hinzu bei einer bis zu 2/3 befüllten Waschmaschine. DIY ist nicht so deins und du möchtest lieber ein fix und fertiges Wollwaschmittel? Das Wollwaschmittel mit Lanolin von Ulrich Natürlich wäscht deine Wollsachen natürlich hygienisch rein.

Viel Spass bei der Wollwindelpflege und melde dich unbedingt wenn du Fragen hast, entweder via Kontaktformular oder per Mail an anja@kaja-babymode.ch.

 

Anmerkung: Ich übernehme keine Haftung für Anwendungsfehler der Wollwindelpflege. Wollwindeln die z.B. in heissem Wasser heftig bewegt werden gehen ein, oder verfilzen, wenn sie ausgewrungen werden, arbeite daher sorgfältig und halte dich an die Anleitung. Melde dich bei mir bevor du etwas tust, dass deiner Wollwindel eventuell nicht gut tuen könnte 😉

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert